04. Dezember 2018 | New Work oder Arbeit 4.0 – um diese „Buzzwords“ kommen wir heute nicht herum.
Die Arbeit verändert sich – ganz was Neues ;-))
Die Frage: Lassen sich die oft zitierte Flexibilität über Zeit und Raum, die flachen Hierarchien und die Sinnhaftigkeit gepaart mit Spaß an der Arbeit tatsächlich von den hippen Webworkern in Berlin auf die bodenständige Steuerberaterkanzlei auf der schwäbischen Alb übertragen?
Ein Thema, das uns sicher noch in den nächsten Jahren beschäftigen wird.
Bevor ich aber hier wolkige Theorien absondere – lassen Sie uns mal was gerade rücken:
# Irrtum 1- Arbeit wird zum Wellnessaufenthalt
Von der Massage am Arbeitsplatz bis zum unverzichtbaren Tischkicker. In den Headoffices der Startups und in den Firmenzentralen der Big Companies wie Apple, Google und Co sieht es eher aus wie in der Seniorengruppe eines Kindergartens.
Das sollte uns aber nicht darüber hinweg täuschen, dass gerade diese Firmen bleiben, was sie sind: klar gewinnorientiert. Am Ende des Tages muss das Ergebnis stimmen.
Aber: Wichtiger als Dauer – Spaß ist eine gute Zusammenarbeit in der Kanzlei. Dazu gehören eine transparente Entscheidungsfindung, eine gute Gesprächskultur und eine offene Fehlerkultur.
# Irrtum 2 – Arbeiten immer und von überall
Die technischen Möglichkeiten erlauben es uns, die Arbeit von festen Bürozeiten zu entkoppeln und Ort und Zeit individuell fest zu legen.
Also Bilanz im Café und die Buchhaltung Abends nach 22:00 Uhr zu Hause?
Diese Work – Life – Balance kann aber schnell zum Work – Life – Blending werden.
Noch nie gehört? Dann lassen Sie als selbständiger Steuerberater einfach mal die letze Woche Revue passieren – Sie machen das schon ;-)) Eine klare Grenze zwischen Arbeit und Privatleben gibt es bei den meisten Kollegen eher nicht.
Das war noch nie gut. Und auch wenn es jetzt durch die neuen Kommunikationskanäle noch einfacher wird – das ist auch heute nicht gut.
Schon gar nicht für Ihre Mitarbeiter, die sich eben genau gegen eine Selbständigkeit entschieden haben. Genau, weil sie den Büroschlüssel irgendwann einfach rumdrehen wollen um ihr Privatleben zu geniessen.
Aber: Zwischen striktem 9 to 5 und der totalen Flexibilität werden auch in unseren Kanzleien schon viele individuelle Modelle gelebt – Homeoffice oder an die Situation der Mitarbeiter angepasste Arbeitszeitmodelle gab es in Kanzleien übrigens schon lange v o r New Work.
Entscheidend bleibt: Wie gehen wir mit dieser neuen Freiheit um? Wie gestalten wir die Rahmenbedingungen, damit die Arbeitsergebnisse Termin gerecht, in notwendiger Qualität und effizient erarbeitet werden?
# Irrtum 3 – Sinnvolle Arbeit rettet mindestens die Welt
Die Generationen Y und Z – also die nach 1980 Geborenen – suchen nach dem Sinn hinter ihrer Arbeit. Unterhalb von: Wir lösen eines der größten Probleme der Menschheit (Hunger, Krieg, Klima…) geht gar nichts mehr …
Dieser überhöhte Anspruch führt auf der anderen Seite dazu, dass „ganz normale“ Jobs fast schon diskriminiert werden.
Ganz ehrlich: Arbeit bleibt Arbeit – auch wenn wir gerade nicht die Welt retten, sondern eben „nur“ einem Unternehmer mit einer schlichten Liquiditätsplanung zu mehr „Flüssigkeit“ verhelfen.
Aber: Das Warum hinter der Arbeit ist wichtig. Es geht eben nicht nur darum, sich immer wieder Gedanken darüber zu machen, was wir den ganzen Tag so treiben und wie wir das am besten schaffen.
Es geht darum, mit der Beantwortung der Frage nach dem Warum einen roten Faden in die Kanzlei zu bekommen, an dem wir uns entlang hangeln können. Wenn das Warum jedem in der Kanzlei klar ist, werden Sie deutlich weniger Checklisten für das wie und was brauchen.
Kanzlei – Beispiel gefällig?
Das Warum: „Einfach Steuern – Steuern einfach“
Diese Kanzlei gibt es, weil sie sich zwei Dinge auf die Fahnen geschrieben hat: Den Mandanten dabei zu unterstützen, sein Unternehmen mit möglichst einfachen Mitteln zu steuern und ihnen das „Steuer-Leben“ so einfach wie möglich zu machen.
Jeder Kontakt mit dem Mandanten – sei es ein Telefonat, eine Auswertung oder die Bilanzpräsentation – muss sich an diesem Anspruch messen lassen.
Fazit: Ja, unsere Arbeitswelt wird sich verändern. Wir sollten aber nicht hippen Trends hinterher laufen, sondern uns auf das besinnen, was das wichtigste für unsere Mitarbeiter bei der Arbeit ist: ein guter Chef, der gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Antworten auf die Frage findet: Warum („Vision“) werden wir wie (Art der Zusammenarbeit intern und extern) was (welche Dienstleistungen) in der Zukunft arbeiten?
Und daran müssen Sie sich jetzt messen lassen …